Die Leipziger Fußballwelt ist nicht erst seit der Geburt des Retortenvereins Redbull Leipzig etwas Außergewöhnliches in Deutschland.
Schon seit Generationen gibt es den ausgeprägten Konflikt zwischen den Fanlagern Sachsen / Chemie Leipzigs und des Stadtrivalen Lok. Beide Clubs haben bewegte Vergangenheiten hinter sich mit Konkursen, Neugründungen, Erfolgen und Niederlagen.
Um eine Bestandsaufnahme der deutschen Hooliganszene zu machen hat sich Regisseurin Franziska Tenner keine andere Stadt ausgesucht als eben jenes Pulverfass Leipzig. Um es vorweg zu nehmen: Sie selbst bezeichnet ihr Projekt als misslungen, zu viele führende Köpfe der jeweiligen Szenen (sowohl Ultra als auch Hooligan) haben sich ihr versagt und wollten keine Zusammenarbeit. So ist es also nur gelungen einige No-Names vor die Kamera zu zerren und ihnen semi-interessante Fakten aus der Nase zu ziehen. Sobald sie wirklich mal vor Ort drehen wollte, gab es Rausschmisse des Kamerateams oder sogar die Vereine schalteten sich direkt ein um ein filmen der Taten und damit Imageschädigendes Material zu verhindern.
Mit Sicherheit gibt es hin und wieder einige ganz nette Bilder, so beispielsweise vom Benefizspiel Lok – FC United of Manchester (wobei die wenigen interviewten englischen Fans auch gleich mehr intelligentes und wissenswertes von sich geben als in den restlichen 80 Minuten die vereinten Leipziger Kräfte zusammen) bei dem die Leipziger Spieler auf einem selbstgemalten Transparent zeigen konnten, dass sie scheinbar in der Vorschule schon fleissig das Fach Rechtschreibung und Grammatik geschwänzt haben oder vom Training der Lok Hools in einem dunklen Keller. Der Rest ist entweder von privaten Wald-und-Wiesen Filmen geschnitten (wobei man sich immer wieder fragen muss wieso solche Sachen ernsthaft gefilmt – und dann auch noch publiziert werden sollten) oder belangloses Blabla mit teils unverständlichen (weil stark sächselnd), teils langweiligen Statements der Protagonisten, bei denen der Selbstdarstellungstrieb wohl grösser als der zur Selbsterhaltung war. Verblüffend hingegen nur das Statement einer Metastase (Hooligans von Sachsen Leipzig) mit einem Kopf, kahlgeschoren wie ein Kinderpopo, dass die Weltmeisterschaft im eigenen Lande nichts anderes als „Volksverdummung“ dargestellt habe. Soviel Erkenntnis hätte man dem Kandidaten nach seinen vorherigen Stellungnahmen nicht zugetraut.
Sein Kollege in blau-gelb entblödet sich dann nicht sich auch noch bei seinen Meldeauflagen zu eben jenem „Event“ filmen zu lassen – Dass er sich später als Mitglied der rechtsextremen „Freien Kräften Leipzig“ herausstellt bestätigt nur noch einmal die Einschätzung, die man während seiner Ergüsse bekommt.
Naja, und was feiernde Schland-Weihnachtsbäume beim Public Viewing in Leipzig mit einer Hooligandokumentation zu tun haben dürfte auch das Geheimnis der Verantwortlichen bleiben. Entweder ging es ihr darum zu zeigen welche Aggressionen solche Veranstaltungen und „Fääääns“ in einem hervorrufen können oder man musste verzweifelt Material schaffen um die knapp 1 ½ Stunden doch noch voll zu bekommen. Was haben wir also ernsthaft aus diesem Film nach knapp 90 Minuten gelernt? Eigentlich nur, dass die wirklichen Strippenzieher schlau genug sind sich ihrer Taten nicht vor laufender Fernsehkamera zu brüsten und andere hingegen doof genug für Beamtenbeleidigung ihre Bewährung flöten gehen zu lassen und für fast 3 Jahre einzufahren.
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